Deutschland wird neu vermessen

Deutschland wird neu vermessen – unter diesem Motto stand eine Messkampagne, bei der vom 7. Juni bis zum 15. Juli 2021 – 200 Jahre nach der Königlich Hannoverschen Landesvermessung durch Carl Friedrich Gauß, die diesen auch in die Region und nach Jever führte – die vermessungstechnischen Grundlagen für die Bundesrepublik Deutschland neu bestimmt wurden, und das ist das Besondere: auf den Millimeter genau.

Von der Küste bis zu den Alpen wurden hierzu 35 Messtrupps der Bundesländer sowie des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie mit hochmodernen Instrumenten ausgesandt, um 250 Geodätische Grundnetzpunkte hochgenau nach Lage und Höhe zu bestimmen. Die Messungen basierten auf drei Satellitenpositionierungssystemen, dem amerikanischen GPS, dem russischen GLONASS sowie dem europäischen Galileo.

Die gesammelten Daten werden seit Mitte Juli 2021 ausgewertet und dienen dann unter anderem zur Erforschung des Klimawandels, zum Küstenschutz, zur Verbesserung der Dienste für das autonome Fahren und auch für das inzwischen in der Landwirtschaft etablierte Smart Farming. Aus dem Vergleich mit den im Jahr 2008 erstmals in gleicher Weise erhobenen Daten lassen sich darüber hinaus auch Erkenntnisse gewinnen, inwieweit sich die Erdoberfläche Deutschlands verformt hat. Erste Vermutungen gehen dahin, dass mit Absenkungen an der Nordseeküste zu rechnen sein wird, wohingegen an der Ostseeküste und im Alpenraum von Hebungen ausgegangen wird.

Das Schlossmuseum Jever würdigt in diesem Zusammenhang das 200. Jubiläum der Königlich Hannoverschen Landesvermessung (1821-1844) unter Carl Friedrich Gauß. Mit der Methode der Triangulationen trug er dazu bei, auch Teile des Oldenburger Landes exakt zu vermessen. Dabei führte ihn 1825 seine wissenschaftliche Arbeit von Hamburg über Bremen kommend auch nach Jever.

Die Ausstellung “Geistesblitz und Sonnenstrahl – Carl Friedrich Gauß und 200 Jahre Landesvermessung in Niedersachsen” geht auf das außergewöhnliche Lebenswerk dieses Genies ein und zeigt einige Instrumente, mit denen Gauß zu seiner Zeit die Peilungen auf dem Schlossturm durchgeführt hat.